Von Steinen und Mooren – Wandern in Waldviertler Naturlandschaften

Von Gmünd nach Schrems

Eine kurzweilige und gemütliche zweitägige Wanderung im Waldviertel.
Hinfahrt: Mit der Franz-Josefsbahn nach Gmünd
Rückfahrt: Ab Bahnhof Pürbach
Übernachtung in Schrems
Wanderkarte von Freytag und Berndt/Nebelstein-Gmünd
Erster Tag: Von Gmünd nach Schrems - Naturpark Blockheide (mindestens 2h) , weiter nach Schrems (2h)
Zweiter Tag: Naturpark Schrems (2-3h), zum Bahnhof 2h



Zeitig in der Früh fährt der Zug mit dem Namem Blockheide von Wien ins Waldviertel. Der erste Eindruck von Gmünd ist eher ernüchternd. Verschlafenheit und Ostblockcharme vermengen sich, und man kann sich – beim Blick vom Bahnhof nur schwer vorstellen, dass hier faszinierende Kulturlandschaften vor der Haustüre liegen. Doch bevor wir uns die Blockheide anschauen, noch ein kurzer Blick in die Altstadt. Vor allem der Hauptplatz strahlt einen großen Charme aus – ein Blick auf die Sgraffito Häuser lohnt sich. In Tourismusverband am Hauptplatz gibt es viele Informationsfolder und Pläne. Nach einem ausgiebiegen Kaffee auf mehr oder weniger nüchternen Magen, dann gegen Mittag Aufbruch richtung Blockheide.
Genaue Route anzugeben ist hier unnötig, da an vielen Stellen kleine Karten angeschrieben sind. Die Sehenswürdigkeiten sind quasi in Haufen angeordnet und es zahlt sich aus sie zu sehen.

Die Blockheide ist eine faszinierende und einzigartige Kulturlandschaft. Zwischen lichten Birkenhainen und Wiesen liegen Granitblöcke mit den absonderlichsten Formen herum. Dazwischen auch noch ein wunderschöner See. Wegangaben sind eigentlich unnötig, da beim Eingang des Naturparks und bei weiteren Stellen schöne Lagepläne angebracht sind, sodass die Orientierung sehr leichtfällt. Um den Park in Ruhe zu genießen empfiehlt sich auf alle Fälle ein Zeitrahmen von zwei bis drei Stunden.

In der Blockheide

Die Granitbläcke sind durch die Wollsackverwitterung entstanden. Dabei handelt es sich um einen Verwitterungsprozess, der große Gesteinsmassen unter der Bodenoberfläche betrifft. Die Legende hingegen besagt dass der liebe Gott, nach der Erschaffung der Welt vom Manhartsberg nach Westen gewandert ist und dabei die umliegenden Steine in einem Tuch aufgesammelt hat, und dass dieses Tuch in der Gegend der heutigen Blockheide schon so voll und schwer war, dass es riss und die Steine überall durch die Gegend auseinanderollten. Da der liebe Gott schon müde war beschloss er nach Hause zu gehen und die Steine liegen zu lassen.
(Entnommen aus dem empfehlenswerten Bändchen: 20 Jahre Naturpark Blockheide, 1984, erhältlich im BesucherInnenzentrum des Naturparks um €1,50)

Die Gründung des Naturparks erfolgte 1964, als es Pläne gab die landwirtschaftliche Arbeit durch Sprengung der Granitblöcke zu erleichtern. Die Aufrechterhaltung der Kulturlandschaft zählt weiter zu den großen Schwierigkeiten des Naturparks, da die Bewirtschaftung sehr arbeitsintensiv und wenig rentabel ist. Große Hoffnungen werden hier, wie so oft in beeindruckenden Kulturlandschaften, in den Tourismus gesetzt. Neben der Landschaftspflege durch Naturparkverwaltung, wird auf „Blockheidehöfe“ gesetzt, die mit Bioprodukten, Kutschenfahrten und Urlaub am Bauernhof einen Beitrag zum Erhalt des Lebensraumes Blockheide leisten können. Zu Beginn des neuen Jahrtausends konnten mit Hilfe von EU-Geldern (Leader, Ecoplus) umfangreiche infrastrukturelle Verbesserungen der Freizeiteinrichtungen durchgeführt werden. Unter anderem wurde der Aussichtsturm und ein modernes BesucherInnenzentrum errichtet.

Neben der wunderschönen Landschaft, den lichten Birkenhainen, dem Teich – alles in einer sehr parkartigen wiesigen Landschaft sind es natürlich vor allem die Gesteinsformationen die beeindrucken. In dem Büchlein zum 25 jährigen Jubiläum des Naturparkes finden sich viele Sagen zu den Entstehungsgeschichten der jeweiligen Steine, von denen viele spezielle Nahmen tragen, wie z.B. Teufelsbett, Koboldsteine, Pilzstein, Teufelsbrotlaib etc. Wir gehen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten und lesen uns gegenseitig die jeweiligen Märchen zu den Steinen vor. Das macht viel Spaß und zieht auch noch manch andere an, die gerne den Sagen zuhören.
Überhaupt ist der Naturpark sehr kindergerecht. Auf den Granitsteinen lässt es sich bei guter Reibung ein bisschen herumklettern (wir sehen auch ein Pärchen, das richtig bouldert). Ein besonderes Highlight für groß und klein ist der Picknickplatz für Riesen und Zwerge.

Picknickplat für Riesen und Zwerge

Besonders auf dem Platz für Riesen fühlen wir uns wieder als kleine Kinder, die gerade über den Tischrand schauen können – ein herrliches Gefühl, und noch dazu kommt die Sonne jetzt so richtig schön raus.
Die Blockheide gilt auch als Kraftort. Anscheinend hat dies auch mit dem 15. Meridian östlich von Greenwich zu tun, der genau durch die Blockheide läuft und der auch mit einem Schnitt von einem Pol zum anderen sehr schön visualisiert ist. Was dies mit Kraftorten zu tun hat, wo doch die Meridiane ein von Menschenhand geschaffenes Netz sind, ist mir nicht ganz klar. Aber die Landschaft hat eindeutig etwas, und mir geht endgültig das Herz auf, als wir zu den Mondteichen kommen. Es handelt sich um aufgelassene Steinbrüche, in denen das Grundwasser aufgestiegen ist.

Mondteiche

Dann gehen wir ein Stückchen zurück und wandern weiter Richtung Hoheneich. Der Weg geht gerade aus dem Naturpark raus , nach dem Wald kommen die ersten Felder und dann geht es schnell bis zur Bundesstraße. Diese gehen wir ein kleines Stück entlang, bevor durch eine Unterführung überqueren. Nach der Unterführung gleich rechts und dann die erste Abzweigung links – schon sind wir in Hoheneich (Wagemutige können auch entlang der Bundesstraße weitergehen, müssen dann aber sehr gut auf die Abzweigung linkerhand schauen). Wir biegen jedoch im Dorf nach links ab und folgen der Straße bis zum Ortsende. Dort zweigt ein Weg nach rechst ab, der gerade durch den Wald geht und danach wieder auf die Bundesstraße trifft. Diese wird überquert und der Weg geht gerade weiter nach Neuniederschrems – einem hübsch gelegenen Weiler. Am Ende des Ortes geht nach dem letzten Haus rechts der Weg weiter. Linkerhand zeigt sich der Fuchsteich, der wunderschön in der Spätnachmittagssonne leuchtet – dementsprechend die Gelsenscharen, die vor allem über meine Freundin D. herfallen. Ein kleines Stückchen geht es noch im Wald weiter, bevor wieder Felder kommen und Schrems uns mit seinem Motocross Hügel empfängt. Der Weg führt weiter zur Bundesstraße, diese wird überquert – ein kleines Stück noch die Straße weiter und beim Bach links abbiegen. Dann geht der Weg dem Bach entlang gerade nach Schrems rein.

Alle Sehenswürdigkeiten von Schrems zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Beitrags bei weitem sprengen – und dieser wird sowieso gerade viel länger als eigentlich geplant war (komisch, das passiert mir bei Projektberichten nie – die sind eigentlich immer zu kurz). Die Homepage gibt einen interessanten Überblick . Neben dem Schremser Bier werden hier auch die GEA Schuhe produziert und es gibt ein Design Haus – das IDEA Haus (Manchmal macht ein Buchstabe ziemlich viel aus). Am Gemeindeamt am Hauptplatz gibt es eine angenehme Tourismusinformationsecke mit massenhaft freiaufliegenden Material. Bis auf ein Zimmerverzeichnis findet sich hier fast alles.

Wir haben aber jetzt Hunger und entscheiden uns für das Wirtshaus „Zum Waldviertler Sepp“ – eine gute Wahl wie sich nur kurze Zeit später herausstellen soll. Hier werden „richtige“ Waldviertler Knödel selbstgemacht (zur Hälfte aus gekochten und zur Hälfte aus rohen Erdäpfeln, dies bringt eine sehr gute Konsistenz). Die Wirtin ist uns auch bei der Zimmersuche behilflich, und so landen wir denn in einer Pension mit 70er Jahre Charme, wo wir nach einer kurzen Leserunde selig einschlafen.

Tag 2

Wir wissen, dass wir uns heute einerseits den Naturpark in Schrems anschauen wollen und andererseits irgendwie wieder zu den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückwollen. Einiges gemeinsames Schauen in unserem Plan bringt uns zu dem Schluss, dass wir nach dem Naturpark zum Bahnhof Pürchbach Schrems gehen werden. Da bleiben die Züge auch stehen.
Der Weg führt entlang des schönes Moorbades in Richtung UnterWasserReich, den im diesen Frühjahr eröffneten BesucherInnenzentrum des Parks. Mit vielen Geldern der EU und vom Bund wurde hier ein modernes Zentrum errichtet, das – sofern wir das von außen beurteilen können – auch museumspädagogisch alle Stückerln spielt. Für einen Besuch sind und die 7 € Eintrittsgeld, dann doch zuviel – auch weil wir auf die Zeit schauen wollen.

Im Mooe

Im Naturpark gibt es schöne Routen – die auch gut markiert sind. Wir entscheiden uns für die kleine Runde – ein angenehmer Weg, mit Viel Wald –und immer wieder Hinweisschilder über das Hochmoor, Torfabbau und Renaturierung. Bis in die 50er Jahre wurde im größten niederösterreichischen Torfmoorgebiet Torf abgebaut. Nun kann man entlang von Lehrpfaden die Geschichte und die natürlichen Attraktionen genauer erfahren. Lustig sind auch die alten Abzugsgräben, in denen das Wasser sehr braun und sehr klar gleichzeitig war (so eine Art von Wasser haben wir bis jetzt noch nicht gesehen). Die größte Attraktion des Naturparkes ist aber sicherlich die Himmelsleiter. Dies ist ein eigenartiger Aussichtsturm. 58 Baumstämme wurden parallel zueinander aufgestellt – mit einer Treppe, die die ganze Länge des Aussichtsturms nach oben quert.

Himmelsleiter

Nach dem Naturparkbesuch machen wir eine kurze Pause im Cafe am Moorbad. Hier ist die schöne Holzterasse direkt am See und die moderne Architektur des Kaffeehauses, das sich gut in die Landschaft eingliedert, hervorzuheben. Danach geht es wieder zurück auf die Hauptstraße und dort das Gässchen nach der Gebirsgsgasse links nehmen. Nach kurzer Zeit sind wir wieder auf der Bundesstraße – diese kurz nach links entlang und bei der ersten Gelegenheit wieder rechts. Durch ein großes Steintor geht es zur Freilichtbühne am Felsendom. Hier sehen wir offensichtlich die Überreste der gestrigen Party, wo wir langsam hindurchschlendern. Es geht gerade weiter – in einem weiten Bogen nach rechts, um dann bei der nächste Häusergruppe links abzubiegen. Gerade schlängelt sich der Weg hübsch durch Wald und Wiese bis nach Neuhöf. Dort wird nach rechts abgezweigt. Wenn der Weg kurz nach dem Bach eine scharfe Linksskurve macht, kann man getrost über die Wiese gerade weitergehen – trifft nach wenigen Metern auf einen Feldweg, den man nach rechts folgt und dann nach wenigen hundert Metern wieder links abbiegt, von wo es gerade bis nach Pürbach geht. Wir kommen rechtzeitig am Bahnhof an und können noch gemütlich Sonntagszeitungen lesen, bevor der direkte Zug nach Wien einfährt.
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