Ich habe ja ein unglaubliches Talent immer etwas Relevantes zu Hause zu vergessen. Nun habe ich mir eine kleine Liste geschrieben, die ich dann ausgedruckt an meine Wohnungstür hängen werde, um vor dem Weggehen immer einen Check machen zu können. Mal sehen, ob es wirkt. So schaut die Liste aus. Und sollte mein MP3 Player jemals wieder funktionieren wird, es wieder ein Stück mehr. Und diverse Ladegeräte und Freisprechanlagen lasse ich ja auch schon aus. Kompliziert ist das........
Noch ganz aufgewühlt bin ich - gerade aus dem Kino zurückgekehrt - doch (ehrlich gesagt), wenn ich gewusst hätte dass dieser Film 3h20 Minuten dauert und ich somit von der Einführung über den Film und die Pause über vier Stunden im Kino sitzen würde - ich weiss nicht, ob ich mir das angetan hätte.
Aber es hat sich gelohnt. Erzählt wird die überaus spannende Geschichte eines jungen und hungrigen Musikers der aus der Provinz nach New York kommt - auf den Spuren von Folksängern (insbesondere Woody Guthrie und Pete Seeger) wandelt und dann eine erste Platte aufnimmt, aber noch ohne einem einzigen selbstkomponierten Lied. Danach fängt er an zu texten und zu komponieren. Eine Aufzählung seiner Hits (oder seiner Lieder von anderen vertont) würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Dieser Mann hatte eine unglaubliche Produktivität und ein Gespür nicht nur für grandiose Melodien sondern auch ganz besonders für schöne sehr poetische Texte die den Nerv seiner Zeit trafen. Oder wie es einer der Interviewpartner im Film ausgedrück hat - wenn es ein kollektives Unterbewusstsein in den USA gibt, dann hat Bob Dylan den Schlüssel dazu gefunden.
Die Riege der linken Folksänger nimmt ihn auf und macht ihn zum Star (insbesonder Joan Baez, die mit ihm tourt). Er ist ein Protestsänger und er ist keiner. Er hat was zu sagen, aber er will sich vor keinen Karren spannen lassen. Er ist auf der Seite der "Unterdrückten" aber er engagiert sich nicht politisch. Ein musikalischer Wechsel bahnt sich an, als er anfängt mit einer Band zu spielen und von akkustischen auf elektrische Begleitung wechselt. Dies löst sowohl bei seinen Folkmusikkollegen als auch bei seinem Publikum ziemliche Irritationen aus. Der Film endet mit der berüchtigten Europatournee 1966 die von Buhkonzerten begleitet wird. Danach nur noch ein Hinweis auf den Motorradunfall und den Rückzug ins Privatleben. Die gesamte Biografie kann hier nachgelesen werden.
Der Film ist eine Entdeckungsreise durch musikalische Welten mit ganz viel schöner Musik. Neben dem Hauptdarsteller auch Woody Guthry, Pete Seeger, Joan Baez, Odetta und Jonny Cash, um nur einige wenige zu nennen. Die alten Aufnahmen werden durch ein langes Interview mit Bob Dylan selber und vielen weiteren Weggefährten begleitet. Gezeigt wird auch das Umfeld - einerseits die Entwicklung der Musik, andererseits auch des politischen Umfeldes und der Bürgerrechtsbewegung.
Ein Genuss, der eigentlich auch noch länger hätte dauern können, um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht.
Und wieder kommt bei mir ein bisschen der Neid auf (den ich schon vor 20 Jahren hatte, als ich die Musik entdeckte) nicht in dieser Zeit des Aufbruchs und der gefühlten Freiheit zu leben.
An dieser Stelle möchte ich meinem Vater danken, der mir soviel schöne Musik nähergebracht hat, weniger von Bod Dylan als vielmehr von Jonny Cash, Joan Baez und Pete Seeger.
Zum Abschluss gibt es einer meiner Lieblingsnummern,ganz altmodisch akkustisch - die guten aktuellen Versionen dieser Nummer gibt es anscheinend leider nicht auf Video.
Love Minus Zero
My love she speaks like silence,
Without ideals or violence,
She doesn't have to say she's faithful,
Yet she's true, like ice, like fire.
People carry roses,
Make promises by the hours,
My love she laughs like the flowers,
Valentines can't buy her.
In the dime stores and bus stations,
People talk of situations,
Read books, repeat quotations,
Draw conclusions on the wall.
Some speak of the future,
My love she speaks softly,
She knows there's no success like failure
And that failure's no success at all.
The cloak and dagger dangles,
Madams light the candles.
In ceremonies of the horsemen,
Even the pawn must hold a grudge.
Statues made of match sticks,
Crumble into one another,
My love winks, she does not bother,
She knows too much to argue or to judge.
The bridge at midnight trembles,
The country doctor rambles,
Bankers' nieces seek perfection,
Expecting all the gifts that wise men bring.
The wind howls like a hammer,
The night blows cold and rainy,
My love she's like some raven
At my window with a broken wing.