Reisalpe - Klosteralpe (26/27.10.2006)

Route: St. Veit an der Gölsen - Wobachtal - Ebenwaldhöhe - Reisalpe - Gscheidboden - Traisener Hütte - Muckenkogel - Lilienfeld
An- und Rückfahrt: Sowohl St. Veit als auch Lilienfeld sind mit einem regelmäßigen Zug von/nach St. Pölten
Unterkunft und Verpflegung: Reisalpenhaus bewirtschaftet je nach Schneelage von Anfang Mai bis Anfang November, Dienstag Ruhetag,im Winter manchmal an Wochenenden) und Traisener Hütte (ganzjährig geöffnet, Montag Ruhetag)
Karte: Wanderatlas Wiener Hausberge


Tag 1
(Gehzeit ca. 5h)
Mit dem Zug geht es bei wunderschönen Feiertagswetter nach St. Veit an der Gölsen. Von dort will ich einen der langen Anstiege zur Reisalpe in Angriff nehmen. Ein anderer Wanderer hört, während ich im Zug telefoniere, von meinem Wanderziel und spricht mich später an, dass ich an der falschen Station ausgestiegen bin. Anhand der Karte zeige ich ihm, wo ich zu gehen gedenke, und er ist überrascht - weil dies ein wenig begangener Weg ist, wie er sagt. Üblicherweise heisst dies, dass die Markierungen schlecht sind.

Jedenfalls gilt es vom Bahnhof auskommend zuerst die Gölsen zu überqueren, sich dann kurze Zeit links zu halten, um dann das Wobachtal hinaufzugehen. Es handelt sich um einen Straßenhatscher, allerdings um einen schönen. Die beste Herbstsonne zeigt sich und einzelne alte Höfe zeugen von einem gewissen Wohlstand in der Einöde nahe von Wien. Schade nur, dass der markierte Weg, entgegen der Angaben auf der Wanderkarte immer nur der Straße entlang läuft. Es zahlt sich sicher aus genau zu schauen, ich konnte eine alte Wegführung oberhalb vom Brandstätter entdecken, die zumindest das letzte Stück auf der Straße schön umgeht.

Im Wobachtal

Beim Ende der Straße biegt ein schöner alter Weg rechts ab, und es geht das letzte stück steil bergauf. Nach kurzer Zeit ist der erste Anstieg geschafft. Ein lichter Wald, ein kurzer Weg am Grat, und dann bin ich auf der "Hochebene" angelangt. Für die nächsten zwei Stunden geht es nun eher gerade dahin, die Sonne strahlt und manchmal begegnen mir nun auch Leute. Dort wo der Weg zum Schwarzwaldeck abzweigt, geht der Wanderweg gerade weiter. "Im Sand" heißt dieser Teil der Hochebene - und tatsächlich gehe ich auf einer sehr sandigen Straße. Da die Wegführung nicht genau zu sehen ist, kann man auch auf der Straße gerade gehen, und sich dann beim Wald gerade halten, ein Stück runter bis man linkerhand den Kaltenreiterhof sieht, bei dem der Weg dann weitergeht. Jetzt geht es kurz auf der Straße dahin - gleißendes Licht vor mir.

Auf der Ebenwaldhöhe

Die Straße zur Ebenwaldhütte wird kurz darauf gequert. Viel Ausflugsverkehr ist hier - da es eine direkte Auffahrtsmöglichkeit mit dem Auto gibt, und am Nationalfeiertag viele, viele Leute die Gelegenheit genutzt haben, um dem Talnebel zu entkommen. Nach einer kurzen Stärkung gehe ich den Hochstaff entlang Richtung Kleinzeller Hinteralm. Es ist mittlerweile schon knapp 15h und mir kommen immer mehr Leute entgegen. Ich gehe richtiggehend gegen den Strom - und eine gewisse Vorfreude, auf eine nicht allzuvolle Hütte macht sich breit. Doch davor geht es zur Kleinzeller Hinteralm. Diese ist ein Kleinod - mit entzückender Hütte - malerischer Landschaft und grandiosem Schneebergblick. Hier gibt es auch das letzte Wasser - also Flasche gut auffüllen.

Von der Kleinzeller Hinteralpe folgt der steile knapp einstündige Aufstieg auf die Reisalpe. Jetzt kommen mir wirklich Schlangen an Menschen entgegen. Manche schauen mich vollkommen entgeistert an, dass man am späten Nachmittag noch auf dem Berg steigt. An die Möglichkeit einer Übernachtung scheinen sie nicht zu denken. Oben angekommen, erfreue ich mich an der weitläufigen Landschaft, der schönen Aussicht, und den, sich minütlich verringernden, Menschenmengen.

ReisalpeReisalpe

Ich finde einen wunderbaren Platz auf der Sonnenterasse mit grandioser Aussicht, geniesse Kaffee und Apfelstrudel und schaue auf Schneeberg, Hochschwab, Göller und Gippel, Ötscher und noch vieles mehr. Im Tal macht sich langsam Nebel breit. Der darrauffolgende Sonnenuntergang öffnet mir endgültig das Herz. Die grandiose Aussicht ist der größte Trumpf des Reisalpenschutzhauses. Ansonsten ist es eine solide Hütte - durch die am Abend der Wind ziemlich pfeift.

Abend auf der ReisalpeSonnenuntergang auf der Reisalpe

Der Abend auf der Hütte ist gemütlich, der Schweinsbraten wohlschmeckend - und die Dreierschnapspartie mit den zwei restlichen Gästen spaßig und punktemässig ausgesprochen ausgewogen. Später setzt sich auch noch die Wirtin zu uns (alle anderen sind über Nacht ins Tal gefahren) und erzählt uns, dass sie die Hütte erst dieses Jahr übernommen haben - und vorher die Wichtelalm am Eibl bewirtschaftet haben. Da der dortige Sessellift aber nun endgültig geschlossen hat, mußte eine andere Hütte gefunden werden.

Tag 2 (Gehzeit: gute 4h, Mit Abstieg vom Muckenkogel +1 1/2 h)

Nach einer wohligen Nacht empfängt uns in der Früh ein grandioser Sonnenaufgang. So kann er rufen der Berg - auch wenn man schon oben ist.
Ich freue mich so richtig auf einen weiteren Wandertag. Auf der Straße geht es gemütlich und bei herrlicher Aussicht runter. Ganz alleine bin ich unterwegs, die ersten Menschen werden mir erst in über zwei Stunden begegnen.

Morgenstimmung auf der ReisalpeBlick von der Reisalpe
Von der ReisalpeAusblick zwischen Reisalpe und Klosteralpe

Dann unten bei der Alm, nehme ich die gelbe Markierung nach rechts - und nun geht es gerade den Hang zurück, durch dunklen Wald, an einer Quelle vorbei (wo dringend die Wasserflasche aufgefüllt werden muss) bis runter zum Gscheidboden. Ab nun geht es bergauf - steil am Bergrücken entlang - über viel Laub auf teilweise sehr rutschigen Weg. Ein letztes steiles Stück am Rotenstein vorbei und dann ist der Grat da. Wunderbare almige Kulturlandschaft, Aussicht in alle Richtungen. Sanft geht der Weg nun hinauf richtung Hinteralm und Traisener Hütte.

Auf der KlosteralpeAuf der Klosteralpe

Auch hier kann ich bei wunderbarer Aussicht in der Sonne sitzen - Die Geschichte der Traisener Hütte und der Traisener Naturfreunde steht stellvertretend für die Naturfreundebewegung insgesamt. In einer sehr schönen Chronik kann diese online nachgelesen werden. Entstanden in einem kleinen Ort mit einem großen Industriebetrieb, getrieben von dem Wunsch Arbeitern am Wochenende die Natur näherzubringen wurden die Naturfreunde Traisen 1905 gegründet. Im Jahr 1922 wurde die Hütte eröffnet, erbaut mit viel ehrenamtlicher Leistung, aufgrund der handwerklichen Fähigkeiten ihrer Mitglieder und tw. auch dank Sponsoringleistungen - und wurde später laufend ausgebaut und erweitert. Ab 1934, mit dem Verbot der Naturfreunde, erlebte die Hütte wechselnde Besitzverhältnisse, bis sie 1956 wieder den Naturfreunden zurückgegeben wurde. Eine sehr interessante Chronik befindet sich auf der Site der Naturfreunde Traisen.

Gemütlich gehe ich dann noch von der Hütte die letzte knappe Stunde bis zum Sessellift. Hier befinde ich mich auf schwerhistorischen Boden - der Wiege des alpinen Schilaufs. Diese Geschichte hebe ich mir jedoch für ein anderes Mal auf. Statt dessen fahre ich gemütlich mit dem Sessellift ins Tal, blicke wieder einmal auf das tolle Lilienfelder Kloster und lasse die knallroten Wälder an mir vorbeischweben. Von der Talstation zum Bahnhof ist es ein gut 20 minütiger Strassenhatscher - zum Glück nimmt mich das erste vorbeifahrende Auto mit. Und 15Min nach meiner Ankunft am Bahnhof fährt mein Zug nach Wien. Das Leben ist schön....
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