Ich lege mich auf eine Matte in einen kleinen offenen Holzbungalow mit direktem Blick aufs Meer, schließe die Augen und höre das Meer rauschen. Ich kann nur mehr ahnen, dass der Masseur, die Hände faltet und mit einer kleinen Verbeugung mir gegenüber die Massage anfängt. Was danach folgt ist für mich immer wieder reine Glückseligkeit. Beine und Arme werden in alle Richtung gedreht, gestreckt und gedehnt - der Rücken und das Gesicht werden massiert. Manche nennen es auch passives Yoga, was ja dann auch ganz gut zum Yogaurlaub gepasst hat.
Nett sind insbesondere immer die kleinen, direkt am Strand liegenden offenen Hütten, in denen fast immer Frauen jeglichen Alters ihre Massierdienste anbieten. Während des Urlaubs in Thailand lernten wir jedoch auch Num kennen, der in einem kleinen günstigen Bungalowhotel Massagen und allerlei kosmetische Dienste anbot. Ich war letztes Jahr immerhin das dritte Mal in Thailand, aber an allen touristischen Stränden und Orten und habe ich nur Masseurinnen gesehen. Inwiefern das eine neue Entwicklung ist, weiß ich jedoch nicht. Es ist allerdings davon auszugehen, da die Thai Massage mit dem Buddhismus nach Thailand gekommen ist und zu Beginn über die Klöster verbreitet wurde. Langsam hat sich diese Tradition dann auch in die säkulare Welt ausgebreitet.Somit würde ich eher vermuten, dass es zu Beginn eine "männliche Kunst" war.
Auffallend an dem jungen männlichen Masseur war einiges. Einerseits sprach er vergleichsweise gut Englisch. Er konnte mehr als nur die paar für den jeweiligen Berufsstand notwendigen Worte und konnte in ganzen Sätzen von seinem Leben erzählen. Zum Beispiel, dass er das Massieren von Mönchen in seinem Heimatort gelernt habe. Das war auch deshalb bemerkenswert, weil er für mich ganz neue Techniken verwendet hat. Es sind ja alle Massagen ein bisschen anders und keine gleicht der anderen, aber bei ihm waren einfach noch mehr Unterschiede als sonst. Und weiters haben wir auch erfahren, dass die nette kleine Hütte, in der wir untertags mit direktem Meerblick massiert werden, in der Nacht seine Unterkunft ist. Das sind die Momente, an denen man sehr genau merkt, wie groß der Unterschied zwischen uns reichen, westlichen Gästen und unseren Gastgebern sind. Leider haben wir das erst erfahren, nachdem wir einen Abend mit der Gruppe in seiner Gesellschaft trinkend quasi genau an seinem Schlafplatz verbracht hatten.
Da waren die Masseurinnen in unserem Hotel in ihren schicken Massagehütten weitaus professioneller - aber für uns auch irgendwie langweiliger. Routiniert haben sie ihre acht (!!) Massagen am Tag abgespult und dazwischen eine Stunde Mittagspause gemacht. Reden konnte man mit ihnen nicht -nicht nur weil sie keine Zeit hatten sondern auch weil ihre Englischkentnisse sich auf die wenigen für Massagen notwendigen Worte beschränkte. Ein wahrer Genuss war es aber natürlich auch bei ihnen.