Jörg Haider oder - Aus den Untiefen meines Bücherregals
Er war ein Populist und ein Charismatiker. Er ließ niemanden kalt. Ein Rechtspopulist aus dem Bilderbuch. Der berühmte Satz, dass Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden ist, reizte er gnadenlos aus. Ich habe mir heute aus gegebenen Anlass das Buch "Ein teutsches Land, die rechte Orientierung des Jörg Haider" (1987) aus dem Buchregal genommen. Das Vorwort von Peter Turrini zeigt eine ziemliche Hellsichtigkeit. Hier ein paar Auszüge:
Wenn man die [..] getätigten Aussagen Haiders chronologisch liest, entsteht der Eindruck ziemlich geistlosen Geredes. Der Bodensatz dieses Gequatsches entspricht faschistischen Denk- und Sprachstrukturen, die vermutlich Ausdruck seines Elternhauses sind. Trotzdem hat diese Prägung Haiders nicht zu einer Überzeugung geführt, auch nicht zu einer faschistischen, er betreibt vielmehr die Gleichzeitigkeit sich ständig widersprechender Aussagen.
Steht er vor den Kärntner Kameraden so ist er einer der ihren, sitzt er dem Herausgeber des Profil gegenüber, so wird er zum kuschelweichen Liberalen. [...]
Haider ist nicht der Gegner der österreichischen Großparteien. Er ist ihr Übertreiber. [...] Früher oder später werden die Großparteien an ihm Maß nehmen, sie werden die Ähnlichkeit und damit die Ehefähigkeit entdecken.
Peter Turrini, 1987
Die letzten 20 Jahre Revue passieren lassend, kann mit Sicherheit gesagt werden, dass er die österreichische Politik nicht nur maßgeblich geprägt hat, sondern entscheidende Wendungen herbeigeführt hat. Seinen schönsten Sager im Wahlkampf fand ich übrigens die leicht ironische Aussage, dass er ja soviel für die Parteienvielfalt im Lande getan hätte (Stichwort LIF und BZÖ). So tragisch sein Tod ist (noch dazu am Tag des 90 Geburtstages seiner Mutter) - einen "alten" Haider haben sich wohl nur wenige vorstellen können - ich glaube er selbst auch nicht.
Wenn man die [..] getätigten Aussagen Haiders chronologisch liest, entsteht der Eindruck ziemlich geistlosen Geredes. Der Bodensatz dieses Gequatsches entspricht faschistischen Denk- und Sprachstrukturen, die vermutlich Ausdruck seines Elternhauses sind. Trotzdem hat diese Prägung Haiders nicht zu einer Überzeugung geführt, auch nicht zu einer faschistischen, er betreibt vielmehr die Gleichzeitigkeit sich ständig widersprechender Aussagen.
Steht er vor den Kärntner Kameraden so ist er einer der ihren, sitzt er dem Herausgeber des Profil gegenüber, so wird er zum kuschelweichen Liberalen. [...]
Haider ist nicht der Gegner der österreichischen Großparteien. Er ist ihr Übertreiber. [...] Früher oder später werden die Großparteien an ihm Maß nehmen, sie werden die Ähnlichkeit und damit die Ehefähigkeit entdecken.
Peter Turrini, 1987
Die letzten 20 Jahre Revue passieren lassend, kann mit Sicherheit gesagt werden, dass er die österreichische Politik nicht nur maßgeblich geprägt hat, sondern entscheidende Wendungen herbeigeführt hat. Seinen schönsten Sager im Wahlkampf fand ich übrigens die leicht ironische Aussage, dass er ja soviel für die Parteienvielfalt im Lande getan hätte (Stichwort LIF und BZÖ). So tragisch sein Tod ist (noch dazu am Tag des 90 Geburtstages seiner Mutter) - einen "alten" Haider haben sich wohl nur wenige vorstellen können - ich glaube er selbst auch nicht.
silmanja - 12. Okt, 00:05
mir tut es sehr leid um seine familie und seinen freundeskreis. allein, wie es seine parteifreunde getroffen hat (ersichtlich in der ersten pressekonferenz), zeigt, dass er neben dem polarisierenden populisten eben auch ein faszinierender Mensch und offenbar auch guter Freund war.
Stalin auch.
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Und gegen die beiden war Haider ja durchaus ein "netter" und hat niemand in den Tod geschickt.
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Aber reichen diese beiden Eigenschaften wirklich aus?
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Vielleicht ja. Es gibt ja auch den Spruch: "na, die hat Titten!"
Wobei Haider zusätzlich noch fesch war, immer gut gekleidet und ... noch so eine Einschätzung. Ist gar nicht zu wiederlegen.
Er war sogar ein fähiger Politiker.
Und er war ein toller Autofahrer...
wundert es dich, dass der doch frühzeitige tod eines politikers der die letzten 20 jahre in österreich maßgeblich gestaltet die leute nicht unberührt lässt?
Ich habe mir nämlich die Mühe gemacht und Haiders Weißbuch gelesen (ich glaube Anfang der 90er-Jahre) und da ist das einzige, was als Substanz übrig bleibt, Populismus. Und der ist noch nicht einmal rechts, was eigentlich für ihn spricht.
Nein, ich mache mir nur Sorgen, dass ein Volk, dass seine Politiker nach der Garderobe aussucht, einmal wirklich die Regierung bekommt, die es verdient. Und irgendwann werden die Leute dann unschuldig fragen: woher hätten wir denn wissen sollen?
Auf der anderen Seite lässt mich diese Grafik zum Wahlverhalten nach soziodemographischen Gruppen durchaus stirnrunzelnd zurück woraus hervorgeht, dass das BZÖ die meisten Stimmen bei un- und angelernten Arbeitern und bei Hausfrauen hatte.